Hintergrundinformationen
 
 

Die Walzerkönige 

Johann Strauss, Sohn 
 
Die "große Karriere"  
 
Die Reisen nach Russland 

Die Operette 

Amerika-Reise etc. 

Die Werke  

Privates 

Das Vermächtnis 

Literaturhinweise 
 
 

 

Joseph Lanner
 
 
Johann Strauss, Vater
 
 
 
 
 

 

Johann Strauss, Sohn
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 

Johann Strauss, Sohn
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Johann Strauss, Sohn
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Johann Strauss, Sohn
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Johann Strauss' Geige
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
eine der wenigen erhaltenen
Partiturseiten aus der Feder 
des Komponisten
 
 
 
 
 
 
Die Walzerkönige
 
Joseph Lanner und Johann Strauss gelten als die "Väter" des Wiener Walzers. Und sind die bedeutendsten Vertreter der Wiener Tanzmusik im frühen 19. Jahrhundert.  
Mit dem Begriff des "Wiener Walzers" verbindet man heute in erster Linie den Komponisten Johann Strauss Sohn. Johann Strauss Vater wird allenfalls als der "Wegbereiter" seines berühmten Sohnes angesehen, doch stehen er wie auch Joseph Lanner zu Unrecht in dessen Schatten, denn sie haben beide zur Entwicklung der Tanzmusik in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Entscheidendes beigetragen: sie haben dieses Genre kunstvoll ausgearbeitet und ihm durch eigenständige, unverwechselbare Tanzformen individuelle Züge verliehen.  

Das emanzipierte Wiener Bürgertum des 19. Jahrhunderts war bemüht, die repräsentativen Äußerlichkeiten des Kaiserhofes für seine Verhältnisse zu adaptieren. Bälle waren nicht mehr das Privileg des Adels: in Tanzsälen, Wirtshäusern und öffentlichen Gärten fanden große Tanzveranstaltungen statt, die auch den niederen Ständen die Möglichkeit zum Amüsement boten. Jedes größere Gasthaus organisierte zur Faschingszeit mindestens einen Ball, und der Andrang war derart groß, dass immer neue Etablissements mit großen Tanzsälen entstanden.  

Tanzveranstaltungen mussten amtlich angemeldet werden (an Sonn- und Feiertagen waren sie grundsätzlich untersagt). Dem Staat brachten solche Lustbarkeiten erhebliche Steuereinnahmen, und auch die Musikverleger, die Tanzmusik in unzähligen Arrangements anboten, profitierten davon. Das Publikum verlangte stets nach neuen Kompositionen; die Stücke wurden nicht länger als eine Saison hindurch gespielt. Die meisten freischaffenden Komponisten ergriffen die Chance, sich mit Tanzmusik ein Zubrot zu verdienen, selbst Ludwig van Beethoven und Franz Schubert verschmähten es nicht, für dieses Genre zu komponieren.  

Das bürgerliche Wien tanzte am liebsten die überlieferten Volkstänze Ländler, Walzer, Polka, Galopp. In den Häusern des Adels pflegte man noch eine Zeitlang die barocken höfischen Tänze, doch wurden Menuett, Gavotte oder Sarabande bald vom Walzer verdrängt.  

Im 18. Jahrhundert waren die volkstümlichen Tänze noch nicht klar gegeneinander abgegrenzt gewesen. Joseph Lanner und Johann Strauss Vater verliehen den Gattungen Walzer und Ländler, Marsch und Galopp einen eigenen musikalischen Charakter und eine mehr oder weniger einheitliche Form mit Introduktion, einer Folge von fünf oder sechs Tänzen und Finale; die einzelnen Abschnitte sind oft durch motivisch-thematische Verwandtschaft miteinander verbunden.  

Die Strauss-Söhne Johann, Josef und Eduard knüpften an dieses Formschema an und entwickelten es weiter. Johann gab den einzelnen Abschnitten unterschiedliche Ausdehnung und setzte sie zueinander in thematische Beziehung; Josef schuf sogar sinfonische Konzertwalzer, Stimmungsbilder, die mit heiteren Tänzen oft nichts gemein hatten und sich in Form und Inhalt an Liszt und Wagner anlehnen. Eduard war der kompositorisch am wenigsten Begabte unter den Brüdern, doch war er ein ausgezeichneter Dirigent; er hat die Musik Lanners, seiner Brüder und seines Vaters bis über die Jahrhundertwende hinaus gepflegt. 

 
 
Johann Strauss (1825 - 1899)
Die Anfänge der Karriere (1844-49)  

Johann Strauss Sohn, von 1841 an Student des Polytechnikums, interessierte sich nicht sonderlich für das trockene Rechnungswesen und wurde nach zwei Jahren wegen "disziplinarwidrigen Verhaltens" aus der Anstalt ausgeschlossen. Auch ein Privatlehrer konnte die Situation nicht retten: Johann schwänzte die Stunden und widmete sich lieber der Musik. Ein Jahr lang nahm er noch Geigen- und Theorieunterricht, dann beantragte er die polizeiliche Erlaubnis, "mit einem Orchester von 12 bis 15 Personen in Gastlokalitäten zu spielen". Am 15. Oktober 1844 gab er mit seinem Orchester ein erfolgreiches Debüt bei "Dommayer" in Hietzing. Nach diesem ersten Auftritt boten ihm verschiedene Etablissements die Gelegenheit, sich hören zu lassen, und wenig später erschienen auch schon seine ersten Kompositionen beim Verlag Mechetti.  
Nun entbrannte ein musikalischer Wettkampf zwischen Vater und Sohn; beide bemühten sich nach Kräften um die Gunst der Zeitungsredakteure und suchten auf dem Terrain des Konkurrenten Boden zu gewinnen.  
Johann Strauss Sohn spielte beim "Dommayer", im "Goldenen Strauß" in der Josefstadt (im Theatergebäude, Wien 8, Josefstädter Str.,), im Casino Zögernitz, im "Grünen Tor" (im heutigen 9. Bezirk), in der "Goldenen Birne" und im "Tivoli".  

Schon 1845, mit 20 Jahren, wurde er als Nachfolger Lanners Kapellmeister des Zweiten Bürgerregiments. Bei Militärumzügen standen die Konkurrenten nun Seite an Seite: der Vater leitete seit 1834 die Kapelle des Ersten Bürgerregiments.  

Im Sommer 1847 wurde dann das Kriegsbeil begraben: Johann soll seinem Vater am Vorabend von dessen Namenstag ein Ständchen gebracht und ihn so versöhnt haben. Wenige Monate später, während der März-Revolution, standen sie einander jedoch politisch gegenüber - der Sohn gab seiner Sympathie für die Aufständischen mit "aktuellen" Kompositionen Ausdruck ("Revolutions-Marsch" op. 54, "Studenten-Marsch" op. 56), die vom Staat sofort verboten wurden, und musste sich wegen der öffentlichen Aufführung der Marseillaise sogar vor der Stadthauptmannschaft Wien verantworten. Dieser Schönheitsfehler in seiner Biographie sollte ihm noch Jahre nachhängen: als er 1856 um die Verleihung des Titels eines Hofballmusikdirektors ansuchte, wurde das Gesuch vom Kaiser abgelehnt.  

Als Vater Strauss im September 1849 starb, übernahm der Sohn sein Orchester. Zur Trauerfeier am 11. Oktober trat er erstmals mit ihm auf; es wurde Mozarts Requiem gespielt. Doch die Musiker lehnten den jungen Nachfolger ab, und es blieb ihm schließlich nichts anderes übrig, als das Orchester aufzulösen neu zu organisieren. 
 

 
 
Die "große Karriere"  

Nach dem Tode des Vaters suchte Strauss die Gunst des Kaiserhauses wieder zu erringen, doch trotz der Huldigungsmärsche für Kaiser Franz Joseph und den Hochadel hielt der Hof an seiner abweisenden Haltung fest, zumal Strauss nach wie vor Kontakte zur Wiener Studentenschaft unterhielt. Von 1852 bis 1865 war er Dirigent der Faschingsbälle der Jus- und der Technikstudenten. Seine Bemühungen um das junge Publikum schlugen sich in Kompositionen wie den "Architekten-Ball-Tänzen" (op. 36), "Paroxysmen" (op. 189) oder "Promotionen" (op. 221) nieder. 
  
Die Zurückhaltung des Hofes tat der Popularität des jungen Strauss keinen Abbruch. Wie früher sein Vater hatte er einen vollen Terminkalender: Im Sommer spielte er jeden Montag im "Dommayer", am Dienstag und Freitag im Volksgarten, mittwochs im "Großen Zeisig", donnerstags in "Valentins Bierhalle", samstags in "Engländers Restauration" (Wien 9, Währinger Str.) und am Sonntag im Casino Unger in Hernals (Wien 17). Dazu kamen noch Konzerte im Prater, im "Sperl", in den Sofien-Sälen und den k. k. Redoutensälen sowie in Schwenders Etablissement (Wien 15, Schwenderplatz).  

Wegen der vielen Bälle war die Wintersaison noch hektischer, oft wurde die Teilung der Kapelle notwendig: Strauss dirigierte die ersten Tänze einer Veranstaltung, übergab den Taktstock einem Subdirigenten und eilte zur nächsten.  
Nach dem Fasching 1853 erkrankte Strauss ernsthaft und konnte ein halbes Jahr nicht auftreten.  
Sein Bruder Josef übernahm die Dirigentenverpflichtungen; so konnte er sich im Sommer 1853 und '54 einer Kur unterziehen und mehr dem Komponieren widmen. 
 

 
 
Die Reisen nach Russland (1856-1865)  

Im Sommer 1854 traf Strauss in Bad Gastein mit einer Delegation der russischen Eisenbahngesellschaft zusammen, die ihn einlud, die Sommerkonzerte in Pawlowsk bei St. Petersburg zu übernehmen. Pawlowsk war der Sommersitz des reichen russischen Adels, daher konnte Strauss mit besonders hohen Einnahmen rechnen.  

Von 1856 bis 1865 verbrachte er den Sommer dort (ausgenommen 1862, das Jahr seiner Heirat, als er sich durch seinen Bruder Josef vertreten ließ), und nur ungern trat er schließlich den lukrativen Auftrag an den jüngsten Bruder Eduard ab. Die Saison in Pawlowsk dauerte von Mai bis Oktober, und seine lange Abwesenheit von Wien wurde zunächst von Josef Strauss, später auch von Eduard überbrückt. Josef brach dafür sogar seine Ingenieurslaufbahn ab.  

 
 
Die "zweite" große Karriere: Die Operette  

Vermutlich hat Jacques Offenbachs Operette "Die schöne Helena", die 1865 am Theater an der Wien mit großem Erfolg gegeben wurde, Johann Strauss angeregt, selbst eine Operette zu schreiben. Auch Franz von Suppés und Carl Millöckers Operetten mit Wiener Lokalkolorit scheinen bei Strauss' ersten Versuchen Pate gestanden zu haben.  

1868 entstand seine erste Operette, "Die lustigen Weiber von Wien".  
Vergeblich bemühten sich der berühmte Komponist und seine Frau, eine Bühne zu finden, die das Stück aufführen würde. Strauss ließ sich aber durch diesen Misserfolg nicht entmutigen. Im Januar 1870 legte er sein Amt als Hofballmusikdirektor zurück (den Titel durfte er behalten), um sich verstärkt der Operettenkomposition widmen zu können; die Leitung seiner Kapelle übertrug er seinem Bruder Eduard.  
Im Februar 1871 erlebte seine zweite Operette "Indigo und die vierzig Räuber" im Theater an der Wien ihre erfolgreiche Premiere. Der Kapellmeister des Theaters, Richard Genée, war Strauss bereits während der kompositorischen Arbeit mit seiner langjährigen Bühnenerfahrung hilfreich zur Seite gestanden. Er lieferte das Libretto für den "Carneval in Rom", der im März 1873 uraufgeführt wurde. Das mit dem alten Wiener Singspiel verwandte Stück wurde vom Publikum begeistert aufgenommen und erlebte am Theater an der Wien eine Serie von 54 Aufführungen. Noch zu Strauss' Lebzeiten wurde es weltweit in 70 Theatern gegeben.  

Ende 1873 schrieb Strauss innerhalb von sechs Wochen seine heute wohl berühmteste Operette "Die Fledermaus". Richard Genée hatte sowohl am Libretto als auch an der Musik mitgearbeitet, so dass Strauss später ein Viertel der Tantiemen ihm überließ.  
Vor der Premiere am 4. April 1874 mussten die Autoren noch die von der k. k. Polizeidirektion beanstandeten politisch und moralisch "anstößigen" Stellen "korrigieren". Dann war die "Fledermaus" ein riesiger Erfolg und machte Strauss zu einem "gestandenen" Operettenkomponisten.  

In den nächsten Jahren entstanden drei Werke, die heute kaum oder gar nicht mehr gespielt werden: "Cagliostro in Wien", "Prinz Methusalem" und "Blindekuh". Letzteres war für das Theater an der Wien und auch für den Komponisten ein finanzieller Misserfolg.  
  
Um einem eventuellen weiteren Desaster vorzubeugen, schaltete sich daraufhin Lily Strauss in das künstlerische Management ihres Mannes ein, sie sorgte für eine bessere Werbung und arbeitete am Libretto mit. Die beiden nächsten Stücke "Das Spitzentuch der Königin" und "Der lustige Krieg" kamen beim Publikum dann tatsächlich sehr gut an.  

Auch Adele, Strauss' dritte Frau, arbeitete am Schaffen ihres Mannes mit, allerdings mehr im Hintergrund: 1883 brachte sie ihren Lebensgefährten mit dem ungarischen Romancier Maurus Jókai (Jókai Mór) zusammen. Jókai versprach ihm ein Operettenlibretto, "Saffi", das Strauss dann als Grundlage für den "Zigeunerbaron" verwendet hat. Zwei Jahre dauerte die Arbeit an dem neuen Werk, bis es am 24. Oktober 1885 am Theater an der Wien aufgeführt wurde und überwältigenden Erfolg hatte.  

Staatsoper, Wien  Daraufhin erhielt Strauss eine Reihe von Textbüchern zur Vertonung. Doch das nächste Stück, "Simplicius" (Uraufführung am 17. 12. 1887), erfüllte nicht die hohen Erwartungen des Publikums, und Strauss legte eine mehrjährige "Operetten-Pause" ein. Umso größer war das Interesse an seinem nächsten Bühnenwerk ("Der Kuss"), und die Wiener Hofoper bot ihm an, dieses am Neujahrstag 1892 herauszubringen.  
  
Ein Jahr später (am 10. Januar 1893) ging "Fürstin Ninetta" zum ersten Mal über die Bühne. Mehr als 70 weitere Aufführungen folgten, doch sobald der Stoff seine Aktualität verloren hatte, verschwand das Werk vom Spielplan, wie auch "Der Kuß" in Vergessenheit geraten ist.  

In Bad Ischl schrieb Strauss an einem neuen Stück ungarischen Kolorits: "Jabuka". Johannes Brahms, der eine Probe besuchte, soll die "gefühlvollen Stellen" als "ziemlich jämmerlich" bezeichnet haben. Immerhin erreichte dieses Werk, Vorbild für zahlreiche ungarisch inspirierte Operetten, am Theater an der Wien 57 Aufführungen. 

Am 15. Dezember 1894 feierte das musikalische Wien Strauss' 50jähriges Künstlerjubiläum. Der Komponist wurde mit Ehrungen überhäuft; unter anderem wurde ihm an diesem Tag die Ehrenmitgliedschaft der Gesellschaft der Musikfreunde verliehen. Zu dieser Zeit arbeitete er bereits an "Waldmeister"; diese Operette spielt in Dresden und stellt eine freundliche Geste gegenüber Strauss' "Wahlheimat" Sachsen dar. Brahms zeigte sich von der Orchestrierung sehr angetan, doch soll er bemerkt haben: "die Musik selbst hätte er ja früher besser gemacht".  

Am 13. März 1897 fand die Premiere von Strauss' letzter Operette statt. Von diesem Werk, dessen Libretto ihm aufgedrängt worden war, distanzierte sich der Komponist, er ging zur Premiere gar nicht hin. "Die Göttin der Vernunft" wurde mehr als ein Jahrzehnt später von dem ungarischen Schriftsteller Siegmund Salzmann (Pseudonym Felix Salten) neu textiert und mit dem Titel "Reiche Mädchen" herausgebracht. 

 
Amerika-Reise, 50-Jahr-Feier und Weltausstellung (1872/73)  

1872 wurde Johann Strauss zum "Weltfriedensfest" nach Boston eingeladen, wo er bei einem Massenkonzert ein zweitausend Mann starkes Orchester dirigieren sollte. Mit Frau Jetty und zwei Dienern schiffte er sich am 1. Juni in Bremen ein, nicht ohne ein Testament zugunsten seiner Frau abgeschlossen zu haben.  
Zwischen dem 17. Juni und dem 4. Juli dirigierte er insgesamt 16 Konzerte, die in einer 165 mal 105 Meter großen gigantischen Halle stattfanden.  
Auf dem Programm standen seine in Wien bereits berühmt gewordenen Tänze und ein aus eigenen Werken zusammengestellter "Jubilee-Waltz", der zum Vorbild einer Reihe von "originalen" Potpouries in Amerika werden sollte.  

Am 6. April 1873 feierte die Familie Strauss das 50jährige Bestehen ihres musikalischen "Imperiums" mit einem glanzvollen Wohltätigkeitskonzert im Musikverein, das Johann und Eduard leiteten.  

In diesem Jahr fand auch die Weltausstellung in Wien statt, für die Johann den Gesangswalzer "Bei uns z' Haus" komponierte. Johann trat auch als Dirigent in Erscheinung, doch leitete er nicht sein eigenes Orchester, sondern eine deutsche Kapelle, die "Wiener Ausstellungskapelle". Eduard und die Strauss-Kapelle kamen bei der Weltausstellung nicht zum Zug und mussten mit dem Volksgarten vorliebnehmen. 
 
 

 
 
Privates: Ehen und Wohnungen  

Am 27. August 1862 heiratete Johann Strauss im Stephansdom die Sängerin Jetty Treffz. Das Paar nahm sich zunächst eine Wohnung in der Inneren Stadt (Weihburggasse 2), zog jedoch bald in die Leopoldstadt, in die Praterstraße 54, wo sich heute das Strauss-Museum befindet. 
Die Eheschließung und die Gründung einer eigenen Familie hätte Strauss kaum mit seinen beruflichen Verpflichtungen vereinbaren können, wäre nicht auch Bruder Eduard in das musikalische Familienunternehmen voll eingestiegen.  

Eduard debütierte am 5. Februar 1861 mit großem Erfolg, im April 1962 dirigierte er erstmals ein ganzes Konzert. 1868 kauften Johann Strauss und seine Frau jenes in Hietzing nahe dem Schlosspark Schönbrunn gelegene Haus (Wien 13, Maxingstraße 18), das sie schon seit 1862 während der Sommermonate bewohnten.  
  
1870 wurde die Familie Strauss durch drei Todesfälle getroffen: die Mutter Anna Strauss starb im Februar, Josef folgte ihr im Juli, und im November starb die Schwester der Mutter, Josefine Weber, die auch im "Hirschenhaus" gelebt hatte und der Familie eine wichtige Stütze gewesen war. 1876 erwarb das Ehepaar Strauss zwei Grundstücke in der Igelgasse auf der Wieden (Wien 4, Johann-Strauß-Gasse 4-6) und ließ hier einen palaisartigen Wohnsitz errichten. 

Die "Bauaufsicht" und die Entscheidungen in allen Detailfragen überließ Strauss seiner Frau Jetty, die jedoch die Hausweihe nicht erleben durfte - sie starb am 8. April 1878 an einem Schlaganfall und wurde auf dem Hietzinger Ortsfriedhof (Wien 13, Maxingstraße 15) beigesetzt (Gruppe XIII, Gruft Nr. 73). Für Johann Strauss war ihr Tod ein schwerer Schlag; der Verlust ihrer mütterlichen Fürsorge ließ ihn völlig hilflos werden. Er war psychisch nicht imstande, am Begräbnis seiner Frau teilzunehmen, sondern versteckte sich währenddessen im Hietzinger Hotel Victoria vor den Menschen.  
Nur sieben Wochen nach Jettys Tod, am 28. Mai, ging Strauss eine zweite Ehe ein mit der um 25 Jahre jüngeren Schauspielerin Angelika Dittrich (1850-1919). Sie hatte sich in Wien zur Bühnensängerin ausbilden lassen und versuchte über Johann Strauss ein Engagement am Theater an der Wien zu erhalten.  

Nach der Hochzeitsreise zog das Paar bereits in die Igelgasse Nr. 4. Angelika ("Lily") besorgte die fürstliche Einrichtung des Hauses: kostbare Möbel und Kunstgegenstände im Makart-Stil zierten die Räume der beiden Stockwerke, und der geräumige Garten erhielt einen Pavillon und einen Brunnen mit der "Donauweibchen"-Figur von Hans Gasser.  

Im Sommer 1880 kaufte Strauss noch eine Villa in Schönau bei Leobersdorf, die ebenfalls von seiner Frau eingerichtet wurde. Sie war ihm in vielen Dingen eine Hilfe und setzte sich auch sehr für seine Werke ein. Trotzdem war die Ehe nicht glücklich. Im Sommer 1882, während der Vorbereitungen für das nächste Bühnenwerk "Eine Nacht in Venedig" am Theater an der Wien, verließ Lily Strauss ihren Mann und zog zum Direktor des Theaters, Franz Steiner.  

Eine Heirat mit Hindernissen - die dritte Ehe.....Strauss wird Bürger von Coburg... 
 

 
Das Vermächtnis  

Strauss vermachte sein gesamtes Vermögen der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. Die Erbschaft bestand aus Bargeld, Wertpapieren, Tantiemeneinnahmen, einigen beweglichen Besitztümern und Immobilien:  

Wieden, Igelgasse (Wien 4, Johann-Strauß-Gasse 4 und 6)  
Josefstadt Nr. 859 (Wien 8, Laudongasse 49) und Nr. 429 (Laudongasse 49a) 
Landstraße Nr. 2707 (Wien 3, Mohsgasse 28) und Nr. 2719 (Wien 3, Mohsgasse 29) 
Villa Erdödy in Bad Ischl, Kaltenbach Nr. 27  
  
Seine Frau, ihre Tochter und den Portier seines Wohnhauses bedachte Strauss mit einer Rente; seine Schwestern Anna (1829-1903) und Therese (1831-1915) erhielten die Einkünfte aus den Häusern in der Mohsgasse. Eduard gehörte nicht zu den Begünstigten, weil er sich laut Testament (1895) "in günstigen Lebensumständen" befand. Als Strauss im März 1897 einen Nachtrag zu seinem Testament schrieb, war das durchaus nicht mehr der Fall: Eduards Frau hatte fast dessen gesamtes Vermögen an den ältesten Sohn "verschenkt". Trotzdem wollte Johann keine Änderung treffen, sondern brachte die Hoffnung zum Ausdruck, "dass sich die Verhältnisse meines Bruders wieder bessern werden".  

Die vererbten Immobilien waren allerdings mit Hypotheken belastet, und die Gesellschaft der Musikfreunde musste sie nach und nach verkaufen. 
 

 
 
Die Werke  

Johann Strauss' Œuvre umfasst 16 Bühnenwerke, ein unvollendetes Ballett und 479 weitere gedruckte Werke, Tänze, einige Männerchöre und Lieder.  

Seine frühen Tänze orientierten sich noch stark am Vorbild des Vaters, aber in den großen Konzertwalzern der 50er Jahre ist der Einfluß der "neudeutschen" Schule, Franz Liszts und Richard Wagners sowie des Bruders Josef nicht zu verkennen.  

Sie zeichnen sich durch Differenzierung der musikalischen Form und durch eine üppige bis schwerfällige Orchsetrierung aus, weswegen sie von Eduard Hanslick als "Walzer-Requiem" bezeichnet wurden. 
Mit dem Chorwalzer "An der schönen blauen Donau" machte Strauss den ersten Schritt Richtung Operette: mitreißende Tänze mit sanglichen Melodien bilden das musikalische Gerüst dieser neuen Gattung.  
Von den 16 Bühnenwerken haben eigentlich nur zwei die Probe der Zeit bestanden: "Die Fledermaus" und "Der Zigeunerbaron", die anderen Operetten verloren meist nach einer Saison ihre Aktualität. 
Doch mit der "Fledermaus" und dem "Zigeunerbaron" hat Johann Strauss Meisterwerke von zeitlosem Charme geschaffen, in denen Wiener Tanzmusik- und Theatertradition miteinander verschmelzen. Die musikalische Charakterisierung der Personen, die aparte Orchestrierung, die ganze Handlung und überhaupt die Dimensionen der beiden Werke stellen sie in nahe Verwandtschaft mit der komischen Oper.  
Von den anderen Operetten sind heute nur noch einzelne Melodien bekannt, die - damals separat veröffentlicht und nachträglich neu texiert - als "Schlager" überlebten.  
Viele Strauss-Melodien fanden auch Eingang in sogenante "Pasticcio-Operetten", "Wiener Blut" ist die erste von ihnen. Die Idee dafür war noch zu Strauss' Lebzeiten geboren worden. 
Zu diesem von Adolf Müller junior arrangierten Werk hatte Johann Strauss noch seine Zustimmung geben können; aufgeführt wurde es erst nach dem Tod des Komponisten am 25. Oktober 1899 im Wiener Carl-Theater und ist mit der Zeit eines der erfolgreichsten Strauss-Werke geworden. 
 

 
Eine Auswahl aus der wichtigsten weiterführenden Literatur zur Strauss-Dynastie
Fantel, Hans: "Johann Strauss. Father and son, and their era", Newton Abbot 1971
Huerlimann, Martin: "Die Walzer-Dynastie Strauss", Zürich 1976
Jäger-Sustenau, Hanns: "Johann Strauss, der Walzerkönig, und seine Dynastie - Familiengeschichte, Urkunden", Wien - München 1965
Kemp, Peter: "The Strauss Family. Portrait of a musical dynasty", Kent 1985
Mailer, Franz: "Joseph Strauss. Genie wider Willen", Wien - München 1977
Strauss, Johann. Leben und Werk in Briefen. Tutzing 1983
 
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